
Filme prägen uns. Besonders in der Kindheit. Sie sind (im besten Fall) beeindruckend, mitreißend und lösen Emotionen aus. Doch uns Nachwendekinder im Osten prägten nicht nur die großen Disney-Filme, sondern auch die „Klassiker unserer Eltern“ – die DDR-Filme der DEFA. Philip Zengel hat ziemlich viele von ihnen gesehen. Mit dem Presse-Verantwortlichen der DEFA-Stiftung spreche ich darüber, welchen Einfluss sie auf uns hatten.
Die Märchenfilm-Videokassette im Schrank
Das Erste, was mir zum Thema „DDR-Filme“ einfällt, sind weiße Hüllen von Videokassetten, die bei uns zu Hause im Schrank viel Platz eingenommen haben. Bedruckt waren sie jeweils mit einem Filmausschnitt und dem Titel eines Märchenklassikers der DDR. Neben Schneewittchen (1961), Das singende, klingenden Bäumchen (1957) oder König Drosselbart (1965) verbargen sich auch meine ersten Horrorfilme dort: Das kalte Herz (1950) und Das Feuerzeug (1959) – WTF, wie gruselig können Filme sein?
In der DDR wurden aber nicht nur Märchen produziert, sondern auch jede Menge politische Filme, Unterhaltungsfilme, Zeichentrickfilme, Werbefilme (tatsächlich!) und sowieso alles, was sich auf Zelluloid einfangen lies.
Zentrale Filmproduktion
Die DEFA – oder Deutsche Film AG war das große volkseigene Filmproduktionsunternehmen in der DDR. Von ihr wurden etwa 700 Spielfilme, 950 Animationsfilme und über 2000 Dokumentarfilme produziert – insgesamt sind es ungefähr 13.500 Filme. Eine gewaltige Masse, von denen nur wenige noch bekannt sind und heute vertrieben werden. Seit 1998 wird dieses gigantisch große „filmische Erbe der DDR“ von der DEFA-Stiftung verwaltet. Die Stiftung möchte außerdem kulturelles und historisches Wissen vermitteln, Filmkunst fördern und ist auch für die Digitalisierung ihres Bestandes verantwortlich.
DDR-Filme im Plattenbau
Die Stiftung sitzt im Verlagsgebäude Neues Deutschland am Franz-Mehring-Platz 1 in Berlin. Das Haus ist ein formschöner 70er-Jahre-Plattenbau (fertiggestellt 1974), errichtet wohl als Antwort auf das Axel-Springer-Hochhaus in West-Berlin und dessen Einweihung im Jahr 1966. Bis zur Wiedervereinigung hatte dort das Zentralorgan der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (puh) seinen Sitz.

Heute befinden sich neben der Tageszeitung „Neues Deutschland“ zahlreiche Stiftungen und Verbände dort, darunter die Rosa-Luxemburg-Stiftung und die DEFA-Stiftung mit einigen ihrer Partner.
Mit Philip Zengel über DDR-Filme
Philip ist bei der DEFA-Stiftung verantwortlich für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Er ist in Schwerin aufgewachsen und damit der erste meklenburgische Gast im Podcast (juhu!). Studiert hat er in Erfurt und Leipzig – bis er schließlich in Berlin strandete. In seiner Kindheit wurde auch Philip von unterschiedlichen DEFA-Filmen geprägt. Doch im Gegensatz zu mir hat er sich in seinem Berufsleben nicht nur oberflächlich mit ihnen beschäftigt. Deswegen ist er genau der Richtige, um über meine Fragen zu sprechen: Wie haben uns DDR-Filme geprägt? Warum spielen sie auch in unserem Leben noch eine Rolle? Was kann man aus ihnen lernen und wie wurde in der DDR überhaupt Filme produziert?
Shownotes
Wikipedia: Verlagsgebäude Neues Deutschland
Wikipedia: Die Märchenfilme der DEFA
Das Filmmagazin: Filme über die DDR
Streaming-Portal der deutschsprachigen öffentlichen Bibliotheken
3 Kommentare Schreibe einen Kommentar